Die Braut des Magiers by Volkers Mara

Die Braut des Magiers by Volkers Mara

Autor:Volkers, Mara [Volkers, Mara]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492954396
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2014-12-09T16:00:00+00:00


3

Schon früh am nächsten Tag verließ der Reisewagen Burg Riebelsborn. Auf dem Kutschbock saß Ludwig, der am Abend vorher mit einem verächtlichen Blick auf die übrigen Knechte erklärt hatte, er würde die Gäste des Herrn und seine Tante gerne fahren, da die anderen zu feige seien, sich frischen Wind um die Nase wehen zu lassen. Gaudentius hatte zugestimmt, denn in seinem jetzigen Zustand war er nicht mehr so dringend auf die Fürsorge seines Leibdieners angewiesen. Auch hatte Gundi, die als Magd der Hexe von den meisten Knechten und Mägden gemieden wurde, sich bereit erklärt, den Magier bei Tisch zu bedienen und Dagga genau so wie bei Giselas Krankheit ins Freie zu begleiten. Damit war alles zur sichtlichen Zufriedenheit des Burgherrn geregelt worden. Gisela, Anna und Alban waren in dicke Pelze gehüllt und hatten warme Ziegelsteine unter ihren Füßen liegen, während Ludwig in seinem dicken Überwurf auf dem Bock thronte und die Peitsche knallen ließ.

Kaum war der Wagen den Burgberg hinabgerollt, da trat Fortunatus aus dem Tor und stieg ins Tal hinab. Diesmal trug er nicht den Ornat eines geistlichen Herrn, sondern einen weiten Umhang, derbes Schuhwerk und eine gestrickte Mütze, die ihn fast unkenntlich machte. Der Wind pfiff scharf von der Anhöhe herab und ließ den Priester schaudern. Dennoch eilte er weiter, durchquerte das Meierdorf, ohne nach rechts oder links zu schauen, und tauchte kurz darauf in einen von uralten Eichen und Buchen gesäumten Waldweg ein. Früher hatte Matthias von Riebelsborn diesen Pfad benutzt, um in sein bevorzugtes Jagdrevier zu reiten, doch nun diente er nur noch Pilzsuchern und Holzsammlern. Fortunatus musste sich durch dichtes Gestrüpp kämpfen, das über den Weg gewachsen war, und fluchte in einer Weise, die einen altgedienten Söldner vor Neid hätte erblassen lassen.

Dennoch kam der Burgkaplan gut vorwärts und ließ die Riebelsborner Grenzen nach einem ordentlichen Marsch hinter sich. Der Wald, durch den er jetzt schritt, gehörte zum Land seines Onkels und bald kam eine aus festen Baumstämmen gefügte Jagdhütte in Sicht, über deren gemauertem Kamin Rauchwolken von einem darin prasselnden Feuer kündeten.

Fortunatus trat ein und schloss schnell die Tür hinter sich. »Bei den Arschbacken der heiligen Barbara, ist das heute kalt! Wenn es dazu noch geregnet hätte, wäre ich gewiss nicht gekommen.«

Ritter Heiner schlug verärgert auf den Tisch. »Mein lieber Neffe, ich habe nun schon dreimal umsonst auf dich gewartet. Wenn du mich noch einmal versetzt hättest, wäre ich nach Riebelsborn geritten, um dich an deine wahren Pflichten zu erinnern. Wie du weißt, kann ich die schöne Pfründe, auf die du scharf bist, auch einem anderen Verwandten verschaffen. Also solltest du mir fein säuberlich gehorchen!«

Obwohl Fortunatus auf Riebelsborn so auftrat, als hätte Seine Heiligkeit, Papst Leo X., ihn höchstpersönlich mit der Seelsorge der dort lebenden Menschen beauftragt, knickte er unter den harschen Worten seines Onkels ein. »Verzeiht, Oheim! Doch leider hat es lange gedauert, bis ich Euren Auftrag zur Gänze erfüllen konnte. Ich bin wirklich so rasch zu Euch geeilt, wie es mir möglich war.«

»Du hättest kommen und mir von deinen Schwierigkeiten berichten können! Aber diesmal will ich noch nachsichtig sein.



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